Und plötzlich war da dieser Laden...

Und plötzlich war da dieser Laden...

Stellt euch mal bitte vor wie ich mit irgendwas Metallischem auf nen Sektglas schlage. Am Eröffnungstag hat nämlich (zum Glück) niemand eine Rede eingefordert. Eventuell weil einfach recht viel los war und ich euch viel lieber im Laden rumgeführt habe, aber auch weil ein paar entscheidende Personen, welche ich später ansprechen werde, zu dem Zeitpunkt nicht vor Ort waren. Also versuche ich das mal hier nachzuholen: Bing bing bing…
Vor ein paar Jahren hätte ich ehrlich gesagt nicht gedacht, dass ich mal nen richtigen eigenen Laden haben werde. So einen Offlineladen zu eröffnen und dann noch in einer solchen komischen Zeit wie jetzt im Jahr 2021, wo andere eher ins Onlinegeschäft einsteigen. Und warum sollte man ein Ladengeschäft eröffnen, wenn es doch Online recht gut läuft?
Der Auslöser dafür war definitiv die Zeit im Pop Up Store im Sommer 2019 am Erfurter Fischmarkt. Da hab ich gemerkt wie gut es tut direkten Kundenkontakt zu haben (denn ich hab verdammt coole Kunden) und es lief insgesamt einfach so gut, dass ich mir sicher war, das ein Laden wirklich Sinn machen würde. Es gab dabei nur ein paar Hindernisse… sowas wie… so als Singleunternehmerin… wie krieg ich meine Produktion und die Ladenzeiten unter einen Hut? Reichen die Umsätze, eine horrende Ladenmiete in der Innenstadt zu finanzieren? Brauche ich einen Angestellten? Finde ich ein Objekt mit Charme, welches überhaupt meinen Ansprüchen entspricht? Gleichzeitig brauchte ich mehr Platz zum Produzieren und sah mich nach Ateliers und Büros um… überlegte in eine andere Wohnung umzuziehen, um alles unter einen Hut zu bekommen. Also schaute ich mir verschiedenste Objekte an, recherchierte einige Monate… bis ich im Juli 2020 etwas interessantes in den Anzeigen entdeckte. Ich machte gleich am nächsten Tag eine Besichtigung mit der Eigentümerin aus, ehrlich gesagt ohne große Erwartungen.
Es war ein Sonntag und es regnete in Strömen… eventuell die falsche Idee an diesem Tag mit dem Rad zu fahren, ohne Regenklamotten… aber es war ja Sommer und auch nur einen Katzensprung entfernt. Triefend ging ich rein ins Trockene und dachte.. na dann schau ich mal ob ich hier mein Büro und Atelier unterkriegen kann… Die Eigentümerin meinte man könnte sicher etwas daraus machen, aber als Lager würde es ja erstmal reichen… Der Zustand war nicht der Beste… keine Heizung, kein Bad und es wurde schon lange Nichts mehr renoviert - geschweige denn saniert. Aber alles was ich sah, war ein ungeschliffener Rohdiamant und das ab der ersten Sekunde wo ich durch den Eckladen reingekommen war. Ich wusste gleich, das ist genau das, was ich so lange gesucht hatte.
Der Produktionsraum war richtig schön groß und trotz Erdgeschosslage sehr hell. Ein separater Raum für ein Büro, ein Lager und eine Küche waren auch vorhanden. Es gab Strom und einen Wasseranschluss und ich dürfte mir auch ein Bad einbauen. Und dann war da noch dieser unerwartete Eckladen, welcher eine ganz tolle Atmosphäre ausstrahlte.

 

Der naaknaak Laden vor dem Renovieren

Mir wurde erzählt, dass die Räume ursprünglich um 1900 als Bäckerei genutzt wurden. Vorne der Verkaufsraum, wo man anhand des Bodens noch genau sehen kann wo der Ladentresen stand. Hinten wurde gebacken… unverkennbar, denn der originale Ofen steht noch im jetzigen Produktionsraum und ohne ihn würde wohl das Haus zusammenbrechen. Kurzum ein richtig schöner Altbau aus der Gründerzeit mit hohen Decken, alten Stiltüren und den originalen Fussböden… damals noch teilweise vergraben unter endlosen Lackschichten, Teppichen und Raufasertapeten.

 

So sah die Küche bei der Besichtigung aus // naaknaak Laden Baustelle


Jetzt nach einem Jahr Arbeit, ist hier ein Laden entstanden, welcher noch schöner geworden ist, als ich es mir damals hätte wünschen können. Ein Laden der noch vor der Besichtigung im letztem Jahr garnicht geplant war aber dennoch genau zur richtigen Zeit in mein Leben getreten ist.

 

Feinschliff vom Dielenboden im naaknaak Laden
 
Ich war natürlich nicht allein bei der Besichtigung, auch mein Freund war mit dabei… genauso dabei war er all die letzten Monate und opferte den Großteil seiner Freizeit für meine Baustelle. Ohne ihn und seine Unterstützung wäre das Alles so nicht möglich gewesen. Ich bin ihm dafür so dankbar, dass ich garnicht weiß wie ich das hier ausdrücken soll. Wir beide haben damals sicher nicht geahnt, dass wir so viel Zeit auf dieser Baustelle verbringen werden, aber ich denke das Ergebnis spricht für sich.
Prost 🥂

 

naaknaak Laden Baustelle - die Dielen bekommen ihr Hartwachssöl verpasst
 

 

Danksagung:

 
Danke Tobias, danke dass du ein wahrer Partner bist und seit der ersten Minute bei diesem Wahnsinnsprojekt so sehr hinter mir gestanden hast. Danke für die ganze Arbeitskraft und auch die lustigen Momente trotz all der Anstrengungen. Du hast mit viel Ruhe meine inneren Konflikte ertragen und mir so am meisten den Rücken gestärkt.
Yvonne Dietz von Cumpano & Vera Golenia vom Amt für Wirtschaftsförderung der Stadt Erfurt für das Ermöglichen der Zeit im Pop Up Store. Ohne euch wäre ich nicht so zeitig auf die Idee gekommen einen eigenen Laden zu eröffnen.
Meinen Freunden, welche in verschiedensten Weisen für mich da waren und mich so unterstützt haben. Danke fürs ausleihen von Autos, vorbeibringen von Baumaterialien, Umzug absolvieren, Senf dazugeben und für die Geduld wenn ich mal keine Zeit wegen der Baustelle hatte oder nur von Wandfarben und Spachteln geredet habe.
Danke Katrin, für deinen Rückhalt und deine Arschtritte und auch dafür dass du selbst bei der Eröffnung extra angereist bist.
Ein großes Danke auch an meine Handwerker, denn alles kann man nicht allein machen. Daniel hat dafür gesorgt, dass ich überhaupt eine Toilette habe und das neben seiner eigenen Baustelle… Sven Wohllebe hat unglaublich schnell den Trockenbau von dem Raum dazu gezaubert, ebenfalls genau nach meinen Vorstellungen. Danke Stefan und Sebastian für die ganze Elektrik.
Danke an meinen Hausmeister und Nachbarn Volker.
Volker war von Anfang an eine unglaubliche Unterstützung und half mir mit Werkzeug und Know How aus. Er ist auch der Grund warum die Türen und Zargen so schön aussehen. Er stand nämlich stundenlang selbst mit Fön und Schleifpapier da um den Lack der letzten 100 Jahre runter so holen. Und danke Robert fürs im Zaum halten und deine guten Zusprüche.
Danke auch an meine Nachbarn, dass ihr die nicht immer ganz ruhige Baustelle so toleriert habt ohne bei mir zu klingeln, wenn wir mal wieder einen Durchbruch mit einem 60cm Bohrer bohrten oder Dielen abgeflext haben.
Ich danke auch meiner Vermieterin, dass sie sich damals für mich und nicht für einen der anderen unzähligen Interessenten entschieden hat und mir so freie Hand beim Umbau lässt.
Danke Erika und Olaf für Speis und Trank.
Danke Mama, dass du mich zu so ner selbständigen Frau erzogen hast. Wo andere ein Haus bauen, baue ich ein Gewerbeobjekt aus, das braucht wirklich viel Rückgrat und das kommt nicht von ungefähr.
Zu guter Letzt… danke an meine Kunden. Seit Jahren kenne ich euch von Märkten, sozialen Kanälen, meinem Onlineshop und durch die Pop Up Store Zeit. Ihr sorgt natürlich dafür, dass ich das alles finanzieren kann und werdet dem Laden überhaupt erst das nötige Leben einhauchen. Denn was ist schon ein Geschäft ohne Besucher?
 

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